Erste Kir­che auf Kirch­bühl

In der Zeit vor dem Bau der ersten Kir­che, zwi­schen 600 und 800, wur­den bereits Bestat­tun­gen auf Kirch­bühl durch­ge­führt. Die älte­ste Grä­ber­grup­pe stammt aus der Zeit zwi­schen 600 und 650 und umfasst acht Indi­vi­du­en in zwei Grab­rei­hen.

Eine grös­se­re Grup­pe von Grä­bern datiert auf die Zeit zwi­schen 650 und 780. Hier fan­den sich 17 Grä­ber, dar­un­ter 10 Stein­plat­ten­grä­ber, die in vier bis fünf Rei­hen ange­ord­net waren.

Das Feh­len von Grab­bei­ga­ben in die­sen Grä­bern deu­tet auf stark roma­nisch gepräg­te Men­schen hin, die hier leb­ten. Aus die­ser Zeit gibt es kei­ne Hin­wei­se auf einen Kir­chen­bau.

 

Eine erste Kir­che, dem Hei­li­gen Martin gewid­met
Die erste Kir­che auf Kirch­bühl wur­de ver­mut­lich um das Jahr 800 errich­tet. Obwohl der Grund­riss die­ser ersten Kir­che nicht mehr sicht­bar ist, lässt er sich anhand der gefun­de­nen Grä­ber nach­voll­zie­hen.

Es wird ange­nom­men, dass die Kir­che seit ihrer Grün­dung dem Hei­li­gen Martin geweiht war. Martin, der von 316 bis 397 leb­te und spä­ter Bischof von Tours wur­de, war ein bedeu­ten­der Hei­li­ger. Da sol­che Patro­zi­ni­en nach 850 kaum mehr begrün­det wur­den, unter­stützt dies die Datie­rung der ersten Kir­che auf die Zeit um 800.

So könn­te die Kir­che St. Martin auf Kirch­bühl frü­her aus­ge­se­hen haben (Illu­stra­ti­on Joe Rohrer, bildebene.ch).

Gabs eine zwei­te Kir­che?
Um das Jahr 1050 wur­de sehr wahr­schein­lich auf dem Fun­da­ment der ersten Kir­che eine zwei­te errich­tet. Von die­sem Bau sind die Nord- und Süd­fas­sa­de heu­te noch gut zu erken­nen. Der West­ab­schluss wur­de bei Aus­gra­bun­gen gefun­den und ent­spricht der aus­sen sicht­ba­ren Mau­er. Obwohl ein kla­rer Hin­weis auf den Ost­ab­schluss fehlt, geht man von einer recht­ecki­gen Struk­tur mit den Mas­sen 12,5 Meter mal 7,9 Meter aus.

Die Zugän­ge zu die­ser Kir­che befan­den sich im hin­te­ren Teil des Schiffs, sind aber heu­te nicht mehr zu sehen. Im Gegen­satz dazu sind drei Fen­ster noch erkenn­bar: von aus­sen ein klei­nes Rund­bo­gen­fen­ster in der Süd­wand, eines bruch­stück­haft in der Süd­wand innen und eines von aus­sen in der Nord­wand im öst­li­chen Teil.

Die genaue Datie­rung des zwei­ten Kir­chen­baus aus dem Jahr 1050 ist umstrit­ten. Der Bau­for­scher Chri­stoph Rösch weist dar­auf hin, dass die archäo­lo­gi­schen Befun­de für den Zeit­punkt des zwei­ten Kir­chen­baus nicht ein­deu­tig sind. Er hält es für mög­lich, dass zusätz­li­che Gra­bun­gen zei­gen könn­ten, dass der als zwei­te Kir­che beschrie­be­ne Bau tat­säch­lich bereits im Jahr 800 errich­tet wur­de.

Quel­le: Auf der Mau­er Chri­sti­an und Rösch Chri­stoph. Archäo­lo­gie des Früh- bis Spät­mit­tel­al­ters am Sem­pa­cher­see, Band 1 und Band 2