St. Martin erhält einen Turm
Kirchbühl war im frühen Mittelalter vermutlich das Zentrum der Besiedlung im Gebiet des oberen Sempachersees. Ab 1275 ist Kirchbühl als Pfarrkirche nachgewiesen. Zu ihr gehörten damals die Filialkapellen St. Stefan im Städtchen Sempach sowie die Kapellen in Adelwil und Hildisrieden.
Die einfache rechteckige Kirche aus dem 11. Jahrhundert wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und verändert. Um das Jahr 1100 vergrösserte man zunächst den Chor um etwa 4 Meter. Später kam ein Vorzeichen hinzu, wodurch die seitlichen Eingänge wegfielen.
Auch ein Turm wurde errichtet. Dieser erste Turm, um 1200 gebaut, ist noch heute bis zu einer Höhe von 6,5 Metern gut zu erkennen. Er hatte damals vermutlich eine Gesamthöhe von 7 bis 8 Meter.
Der Turm wächst in die Höhe
Um 1260 wurde der Turm erhöht. Dies können wir dank einer Untersuchung des Holzes genau datieren. Der Turm hatte nun eine Höhe von fast 12 Metern und reichte bis zum heute noch sichtbaren umlaufenden Gesims.
Bei dieser Erhöhung wurden die oberen 2 Meter des alten Turms abgebrochen. Interessanterweise wurden die alten Schallöffnungen für die Glocken beim Umbau wiederverwendet und einfach nach oben versetzt. Sie sind heute direkt unter den neuen Schallöffnungen zu sehen.
Im Besitz des Klosters Murbach
Um 1311 wurde das Kirchenschiff vergrössert. Man verlängerte es nach Westen um 4,8 Meter und erhöhte es um 1,3 Meter. Ausserdem bekam das ganze Schiff neue Fenster. Diese sind auf der Nordseite noch sehr gut zu sehen. Auf der Südseite ist nur noch ein Fenster erhalten geblieben.
Aus dieser Zeit stammen auch zwei wichtige Ausstattungsstücke: Ein Kruzifix aus dem 11. Jahrhundert, das heute im Rathausmuseum von Sempach steht, und eine thronende Madonna mit Kind aus der Zeit um 1200, die sich im Depot des Schweizerischen Landesmuseums befindet.
Rösch vermutet, dass die Kirche spätestens ab 1234 im Besitz des Klosters Murbach war. Sicher nachgewiesen ist dieser Besitz aber erst für das Jahr 1288.
Quelle: Auf der Mauer Christian und Rösch Christoph. Archäologie des Früh- bis Spätmittelalters am Sempachersee, Band 1 und Band 2